Um 6.45 Uhr verlasse ich geschlossen das Haus, Getränke, Geld, Kamera, Jacke, Papiere und Schlüssel bei mir. Um 6.53 Uhr treffe ich vor dem Haus meines Kumpels ein, um 7.04 Uhr –dieser Lapsus in der zeitlichen Genauigkeit ist leider weniger überraschend als enttäuschend- geht die Fahrt los. Mein Kumpel kann viel, er kennt sich in Mythologie aus, spielt hervorragend Klavier und ist ein durchaus guter Mensch. Nur eines kann er ums Verrecken nicht: Beifahren. Tempowarner, Abstandswarner, Spurhalteassistent, Klima-Automatik, all das braucht kein Auto, in dem er auf dem Beifahrersitz hockt. So beobachtet und kritisiert wurde ich nicht mal in der praktischen Prüfung. Gut, dass ich meinem Klugsch… Kumpel im Gegensatz zum Prüfer sagen konnte, was ich von seinem Gehabe hielt. Das führte recht zügig zu schweigsamem Radiogenuss und Eintreffen in Efteling um 9.31 Uhr.
Da wir den letzten Tag mit Öffnungszeit bis 24 Uhr gewählt hatten, konnten wir in aller Seelenruhe mit dem Märchenwald beginnen. Dort stehen in eher naturbelassener Umgebung diverse Installationen unterschiedlicher Art und aus den verschiedensten Jahrzehnten. Liebevoll gepflegte Uralt-Szenen und hochmoderne Technik-Shows stehen nebeneinander, das macht den Reiz hier aus und zeigt, dass der Wald (und der ganze Park) nach und nach gewachsen sind.


Vom Märchenwald aus geht es zunächst in die Dunkelachterbahn „Vogel Rok“. Als PhL-Jahreskartenbesitzer ziehe ich immer Parallelen zum Phantasialand, deswegen muss hier der Vergleich zum „Temple of the Night Hawk“ aka „Space Center“ her, den der Brühler Park unmöglich für sich entscheiden kann, wie schon am Eingang klar wird. Ein riesiger Adler neigt das majestätische Haupt über den weitläufigen Vorplatz. Die orientalische Wartehallte ist liebevoll gestaltet und gepflegt, bekommt nur kleinen Abzug durch den fantasielos angelegten Kreuz-und-quer-Wartegang, der bei längeren Wartezeiten nichts bietet als Vogel-Rok-Musik aus Lautsprechern, die alle zehn Sekunden mit der Musik der einfahrenden Achterbahnzüge konkurriert. Gottseidank müssen wir hier nur 10 Minuten warten. Die Fahrt selber ist jedoch grandios, außer gezielt eingesetzten Licht- bzw. Installationseffekten ist die Fahrt tatsächlich vollkommen dunkel und rasend schnell. Die Fahrtmusik, die über Lautsprecher an Bord wiedergegeben wird, ist perfekt auf die Fahrt abgestimmt, aber für meinen Geschmack etwas laut. Trotz der sehr kurzen Fahrtzeit (lasst es mal eine gute Minute sein) ein ganz klarer Achterbahnfavorit meinerseits.

Als nächstes gelingen wir zu einer riesigen Holzachterbahn, deren Namen ich mir leider nicht merken kann. Es geht jedenfalls darum, dass ein böser Drache getötet werden muss, es treten zwei Züge gegeneinander an, die gleichzeitig hochgezogen werden und dann eine (hoffentlich) gleich lange Strecke passieren. Es gewinnt der schwerere und damit schnellere Zug. Der Wartebereich führt in Teilen unter der Strecke her, durch eine Moorlandschaft. An an Wänden montierten Bildschirmen wird die Hintergrundgeschichte erläutert, leider nur auf Holländisch. Hier stehen wir dann schon 40 Minuten. Die Fahrt selbst macht einen Heidenspaß, da die Strecke nicht so platzsparend und damit engkurvig angelegt ist, wie ich das kenne. Das Auf und Ab an geraden Strecken entlang ist sehr reizvoll und macht auch diese Achterbahn zu einem Leckerbissen.


Ohne Pardon geht es direkt weiter mit dem „Fliegenden Holländer“. Eine Dreiviertelstunde, das ist bisheriger Rekord. Schon der Anstellgang ist eine kleine Sensation. Detailliert gestaltete Räume, Gänge, Tunnels, immer wieder mit Lichtspielen, Nebeleffekten und dergleichen. Die wunderschön gestaltete Station rundet dieses Bild ab. Von der Fahrt bin ich trotzdem kein Fan, da der erste Teil der Fahrt, der eine Reise raus in die nächtliche See im Nebel darstellen soll, so stockdunkel ist, dass man gar nichts sieht, was ich etwas schade finde, man anschließend richtig saunass wird und der Achterbahnpart am Schluss gerade mal ein paar Sekunden dauert. Ich muss es nicht noch mal haben.



Als wäre das nicht langsam mal genug Speed, folgt noch die Stahlachterbahn Python. Sie ist weniger ansprechend gestaltet, und scheint ihre besten Jahre schon hinter sich zu haben. Nach einer halben Stunde sitzen wir im Wagen. Der Lift, das merkt man schon im Wartebereich, ist. Sehr. Langsam. Wirklich. Sehr. Hat man ihn überstanden, folgen in chronologischer Reihenfolge eine Abfahrt, zwei Loopings und zwei Korkenzieher. Es fehlt eine abschließende Durchsage: „Herzlichen Dank für Ihre Fahrt mit dieser Demo-Achterbahn“, denn die durchaus reizvollen Elemente wurden hier sehr fantasielos aneinandergereiht. Die kurze Fahrt ist es mir nicht mehr wert.


Kurze Pause, ich besorge mir, in konsequenter Nicht-Erfüllung des Fastenplans, eine Kipkorn-Wurst aus einem Snack-o-Maten, der mich um 50 Cent betrügt.

Anschließend geht es Richtung Schiffsschaukel, meine erste und ein super Erlebnis. Danach Zuckerwatte und Spukschloss, eine Animatronik-Show, sehr hübsch, aber durch ununterbrochen plärrendes Gebälg leider nicht genießbar.



Es folgt Tour zwo durch den Märchenwald, alles hatten wir noch nicht gesehen.





Dem schließt sich ein fabelhafter „Traumflug“ an, zu dem ich wegen der enormen Wartezeit von 50 Minuten meinen Kumpel überreden musste. Darkrides liebe ich sehr, und diese an die Gondelbahn erinnernde Fahrt ist wie alles im Park grandios gepflegt und auch dunkle Ecken, in denen man sich bloß mit der Gondel dreht wurden mit einfachen Lichterketten stark aufgewertet. Hier kümmert man sich, und das merkt der Gast.


Gerade rechtzeitig zum Finale furioso kommen wir zur Wassershow am großen See. Hier erleben wir nur noch die Schlussfanfare.
Nun zum krönenden Abschluss hinein in die Fata Morgana. Mir brennen die Finger, wenn ich die Hollywood Tour als Pendant benenne, aber es ist ja nun einmal so. Doch verwundert es nicht, dass diese Fahrt durch die orientalische Welt weit mehr zu bieten hat. Duftnoten verführen den Fahrer, ebenso wie Nebel- und Lichteffekte, große Szenenbilder mit vielen Details, die man alle gar nicht mit einer Fahrt wahrnehmen kann.

Leider müssen wir schon um viertel nach neun wieder aufbrechen, da mein Mitfahrer am nächsten Tag um sieben Uhr die Sonntagszeitung austragen muss. Bis auf eine Verkehrskontrolle verlief die Heimreise ereignislos.
Mein Fazit zu Efteling:
Ein sehr großer Park, der in weiten Teilen Grünflache aufweist und damit in meinen Augen heimeliger und einladender wirkt als das Phantasialand, das bekanntermaßen um jeden Quadratmeter kämpfen muss. Alte Attraktionen haben hier kein Verfallsdatum, sondern werden stehen gelassen und gehegt. Live-Musik erfreut Passanten in den großen Straßen. Essen und Trinken ist sehr teuer, dafür ist der Eintritt mit 37 Euro sehr günstig. Wäre die lange Fahrt nicht, ich wäre wohl öfter dort.


